18.04.2021 | von: Michaela
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von: Michaela und David: Head of Forefront Innovation Environmental Sensors bei Infineon Technologies Dr.-techn. PhD; Sensors and Actuator Systems Geschäftsführer der addaid GmbH |
Ein Föhn ist beinahe in jedem Haushalt zu finden und für viele beim Haarstyling nicht wegzudenken. Aber ist ein Föhn mit hoher Wattzahl automatisch ein starker Haartrockner und wie hoch ist der tatsächliche jährliche Stromverbrauch?
Wir haben mittlerweile beinahe 3 Dutzend Haartrockner, von klein bis groß, ausgiebig in der Praxis getestet. Die Haartrockner haben dabei ganz unterschiedliche Wattzahlen. Üblich sind 1200 bis 2300 Watt. Haarföne mit niedrigeren oder höheren Wattzahlen sind eher "Exoten".
Ich habe mich (als Frau) einmal schlau gemacht und versuche in der Folge - einfach und verständlich - die Föhn Watt, mit dem Stromverbrauch in Verbindung zu setzen. Dabei fließen meine Erfahrungen aus dem Föhn Test, die Ergebnisse aus meinen Recherchen und die Kommentare von David, unserem Technik Experten mit ein.
Unter Punkt 1 sehen wir uns zunächst an, was "Watt" überhaupt bedeutet und wie viel Watt ein durchschnittlicher Föhn hat.
Unter Punkt 2 stelle ich die Föhn Watt und die Föhn Leistung gegenüber.
Unter Punkt 3 beleuchte ich wie viel ein Haartrockner durchschnittlich jährlich an Stromkosten "frisst" und abschließend findest du Tipps zum Geldbeutel und Haare schonen beim Föhnen.
Bei allen elektrischen Geräten, wie zB einem Föhn, wird die Leistung in Watt angegeben. Watt ist dabei die Maßeinheit für die Leistung. Benannt ist sie nach dem schottischen Erfinder James Watt. Sie wurde 1889 festgelegt. (1)
Dabei bedeutet: Je mehr Watt ein elektrisches Gerät hat, umso mehr Leistung hat es auch. (2) |
Die angegebene Wattzahl gibt die maximale Leistung eines Elektrogerätes an (3), also wenn der Föhn auf maximaler Gebläse- und Temperaturstufe läuft.
Üblicherweise hat ein Föhn zwischen 1200 und 2300 Watt Leistung. (4) Wir haben in den letzten Jahren um die 30 Haartrockner ausprobiert. Dabei haben wir gemerkt, dass kleine Haartrockner und Haartrockner mit einem "sanften" Gebläse weniger Watt als große und leistungsstarke Haartrockner aufweisen.
Wir beurteilen die Leistung (Gebläsestärke) ua danach, wie lange ein Föhn zum Aufblasen eines 700l-Kunststoffsackes benötigt.
Der Babyliss 5250E, ein kleiner Reisefön, hat 1200 Watt. Er benötigt 127 Sekunden auf der schwachen und 67 Sekunden auf der starken Gebläsestufe. Der stärkste Föhn laut Wattzahl im Test, der Grundig HD 4880 (2500 Watt) benötigt nur 48 und 36 Sekunden.
Allerdings hängt die reine Wattzahl eines Föhns, nach unserer Erfahrung, nicht immer unmittelbar mit der Leistung zusammen. So hat der GHD Reisefön ebenfalls "nur" 1400 Watt und braucht trotzdem nur 64 bzw 45 Sekunden zum Aufblasen eines 700l-Sackes.
Was spielt dann noch eine Rolle bei der Beurteilung der Leistungsstärke eines Haartrockners?
Dass Haartrockner nicht unbedingt zu den stromsparendsten Haushaltsgeräten gehören, ist allgemein bekannt.
Der tatsächliche jährliche Stromverbrauch hängt dabei von mehreren Faktoren ab: (5)
Da ein Föhn aber nicht dauerhaft im Einsatz ist, sondern - nach Bedarf - ein- und ausgeschaltet wird, ist es gar nicht so einfach die tatsächlichen Energiekosten dafür zu berechnen. Außerdem benötigt der Föhn auf einer niedrigeren Temperatur- oder Gebläsestufe auch weniger Watt, als die maximalen Watt, die angegeben sind.
Um es aber nicht zu kompliziert zu machen, erkläre ich die Rechnung anhand eines Beispiels. Du kannst die Zahlen durch eigene Zahlen ersetzen.
Beispiel: Der Föhn hat 2000 Watt. Er ist täglich 10 Minuten auf maximaler Temperatur- und Gebläsestufe im Einsatz. Der Strompreis beträgt 32,05 Cent pro kWh.
Rechnung: 10 (Min) x 365 (Tage) = 3650 (Minuten p.a.) / 60 (Minuten) = 60,83333 (Stunden p.a.) x 2000 (Watt) = 121667 (Kilostunden) / 1000 = 121,67 kWh x 0,3205 (€ / kWh) = 39 Euro / Jahr Der Föhn verschlingt 39 Euro Stromkosten pro Jahr. |
Du siehst, dass Haare trocknen nicht gerade stromsparend und daher ziemlich kostenintensiv ist. Ich möchte dir aber noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, um deine Haare möglichst kostensparend und schonend zu trocknen.
Tipp 1: Nicht die maximale Föhn-Temperatur verwenden:
Auch, wenn es wertvolle Zeit in der Früh spart, sollten die Haare nicht mit maximaler Hitze getrocknet werden. Zu viel Hitze trocknet die Haare aus, lässt es stumpf erscheinen und im schlimmsten Fall brechen sie sogar ab.
Am schonendsten (und dennoch rasch!) trocknen Haare auf der hohen Gebläsestufe, die gemeinsam mit einer "warmen" Temperaturstufe kombiniert wird. Viele Haartrockner bieten eine schonende Temperatur von ca. 70°C (nähere Informationen zu unseren Test-Haartrocknern findest du in der Föhn Tabelle).
Tipp 2: Haare stylen mit Föhn:
Zum Haare trocknen mag die mittlere Temperaturstufe ja ausreichen, aber was ist, wenn die Haare geformt werden sollen? Zum Stylen der Haare ist Hitze erforderlich. Mein Tipp: Es ist besser die Haare zunächst schonend (fast ganz) trocken zu föhnen. Erst zum Schluss kannst du auf die hohe Temperatur schalten und die Haare zB mit einer Rundbürste nach innen formen. Übrigens bieten die meisten Haartrockner auch eine Kaltluftfunktion. Diese fixiert die fertige Frisur.
Tipp 3: Haare so gut es geht vortrocknen:
Sind die Haare frisch gewaschen, sind sie klitschnass. Sie in diesem Zustand zu föhnen, erfordert viel Zeit, Energie und ist nicht gerade haarschonend. Rubbel die Haare aber nicht zu kräftig mit einem Handtuch trocken, da dies ebenfalls die Haare schädigen kann.
Es ist besser ein gut saugendes Handtuch, wie einen Turban, um den Kopf zu wickeln und 3 Minuten zu warten. Die Haare sind nun "handtuchtrocken" und trocknen viel schneller.
Tipp 4: Haare so oft wie möglich lufttrocknen lassen:
Nicht nur haarschonend, sondern auch schonend für den Geldbeutel ist es natürlich die Haare lufttrocknen zu lassen. Das geht natürlich - insbesondere bei langen Haaren - im Sommer leichter als im Winter.
Quellenhinweise:
Interessierst du dich näher für die Themen "Watt und Stromverbrauch von Haartrocknern", findest du viele weitere Informationen und Beispiele hier:
(1) Ergänzung von David: James Watt ist 1819 verstorben. Watt (W) wurde erst 1889, also 70 Jahre nach dem Tod, als Einheit verwendet. Vorher war es Kilogramm Quadratmeter durch Kubiksekunde. Da dies zu kompliziert war, hat man dann gesagt Strom mal Spannung.
(2) https://klexikon.zum.de/wiki/Watt_(Ma%C3%9Feinheit)
(3) https://www.srf.ch/sendungen/einstein/einstein/watt-ihr-volt-strombegriffe-endlich-verstaendlichHauptmenü/SucheMenü
(4) Ergänzung von David: Eine herkömmliche Heimsicherung hat 10A oder 16A (große Sicherung). Das macht bei 230V dann 2300W oder 3680W. Da aber fast alle Sicherungen nur 10A sind, ist unsere Steckdosenmaximalleistung auf 2300W limitiert. Geräte mit höheren Wattleistungen dürfen in der EU nicht betrieben werden, daher gibt es (eigentlich) keine Föhns oder Elektrogeräte mit mehr als 2300W.
(5) https://www.blitzrechner.de/foehn/
(6) https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/strompreise-bestandteile.html
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