20.03.2024 (zuletzt aktualisiert) | von: Michaela
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von: Michaela (beschäftigt sich seit Jahren professionell mit dem Thema "Haare"). Mein "Versuchskaninchen" war: |
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Das Tönen der Haare mit natürlichen Farben liegt voll im Trend. Henna vom Zypernstrauch ist vielen ein Begriff. Warum aber in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist? Auch Kaffee färbt auf natürliche Weise und ist noch dazu in den meisten Haushalten sofort verfügbar. Wir haben den Praxistest gemacht, unsere Haare mit Kaffee gefärbt und berichten von unseren Erfahrungen.
Um farbigen Schwung in graue Haare zu bringen oder den natürlichen Farbton der Haare aufzupeppen, ist nicht unbedingt die „Chemiekeule“ nötig. Auch Mutter Natur hält Farbstoffe parat. Kaffee ist als Naturfärbemittel ganz besonders interessant. Erstens ist er in den meisten Haushalten stets verfügbar und zweitens erzeugt er einen hübschen, braunen Farbton, der noch dazu gut hält. Das weiß jeder, der schon mal Kaffeeflecken aus der Tischdecke waschen wollte.
1. Dinge, die du zum Haare färben mit Kaffee brauchst
2. Was sollte man vor dem Haare mit Kaffee färben wissen?
3. Endlich! Mit Kaffee Haare färben
Wenn du, so wie wir, ein Kaffeejunkie bist, dann brauchst du als erstes einen guten Kaffee, der dich begleitet, während du die nötigen Hilfsmittel zum Färben organisierst.
(Stiel)-Kamm: Für eine gleichmäßige Färbung werden die Haare mit dem Kamm in einzelne Strähnen geteilt.
Pinsel: Im Idealfall hast du einen Pinsel zur Hand, mit dem du die Kaffeepaste strähnchenweise auftragen kannst. Unser Pinsel ist ca. 3 bis 4 cm breit und hat etwas stabilere Borsten.
Haarklammer: Eine oder mehrere Haarklammern sind praktisch, um den Weg zu den unteren Haarschichten frei zu machen.
Schale: Du brauchst auch eine Schale, in der du die Kaffeepaste anrühren kannst.
Altes T-Shirt / Umhang / Handtücher / Handschuhe: Hast du alte T-Shirts und/ oder ein paar alte Handtücher, die dich nicht in eine tiefe Krise stürzen, wenn sie dauerhaft Kaffeeflecken annehmen?
Duschhaube: Nach dem Auftragen der Kaffeepaste muss die Farbe einwirken können. Eine Duschhaube oÄ hält die Haare feucht und verhindert, dass ständig Kaffee auf den Boden tropft.
Fliesenboden oder Unterlage: Das Färben kann eine ziemliche „Sauerei“ verursachen. Rechne damit, dass Kaffeepaste auf den Boden tropft.
Küchenrolle: Ein paar Stück Küchenrolle sind immer praktisch, ob zum Entfernen von Kaffeesatzresten am Ohr (damit diese nicht auch kaffeebraun werden), zum Entfernen von Flecken am Boden ...
Wäschewanne, Kübel oder Schüssel: Auch wenn du vielleicht mit der ganzen Kaffeepaste in den Haaren grandios aussiehst, irgendwann muss das Zeug wieder aus den Haaren raus. Damit der Kaffeebrei nicht schon beim ersten Versuch das Abflussrohr völlig verstopft, macht es Sinn, die Haare grob in einer Wäschewanne oder einer Schüssel zu waschen, bevor du unter die Dusche steigst.
Kaffee: Natürlich brauchst du auch Kaffee! Diesmal nicht zum Trinken, sondern einen, den du dir in die Haare schmieren kannst. Oft wird empfohlen, den Kaffeesud zu verwenden, was wir beim ersten Versuch auch gemacht haben (von Kaffeevollautomat). Der war allerdings zu grobkörnig. Besser hat es mit fein gemahlenem Kaffee geklappt. Den bekommt man entweder fertig gemahlen im Supermarkt oder du verwendest - wie wir - eine Kaffeemühle, um die Bohnen ganz fein zu mahlen. Gerne kannst du die Paste am Ende mit grobkörnigem Kaffeesud strecken, bis die Konsistenz passt. Wie viel Kaffee du im Endeffekt brauchst, hängt von deiner Haarlänge ab. Wir haben für kürzere Haare (ca. 15 cm lang) 8 Esslöffel Kaffeebohnen gemahlen. Plane eine kleine Reserve ein, sonst musst du während dem Anstreichen der Haare für Nachschub sorgen.
Heißes Wasser: Zum Anrühren der Kaffeepaste halte heißes Wasser griffbereit. Es sollte ungefähr 70°C haben. Heißeres Wasser kann Farbpartikel zerstören, kälteres Wasser nimmt die Farbe nicht so gut an.
Tönen und Färben: Friseure unterscheiden zwischen dem Tönen und dem Färben der Haare. Beim Tönen werden keine chemischen Oxidationsmittel verwendet.(1) Kaffee ist also ein Tönungs- und kein Färbemittel. Die Farbe dringt beim Tönen nicht so tief in die Haarstruktur ein, sondern lagert sich hauptsächlich in der äußeren Schuppenschicht der Haare an. Daraus folgt:
Wie effektiv? Der Effekt des Tönens mit Kaffee ist nicht so intensiv. Wie intensiv die Haare eine Tönung annehmen, hängt von der Farbstoffmenge, der Einwirkzeit und dem Zustand der Haare ab.(2) Je poröser die Haare ist, umso leichter können sich die kleinen Farbmoleküle anlagern und tiefer ins Haar eindringen. Sind beispielsweise nur die Haarspitzen stark strapaziert, kann das zu einer etwas stärkeren Färbung als in den Haarlängen führen.
Haltbarkeit: Die Farbe wird mit jedem Mal Haare waschen schwächer, weil einige der außen anhaftenden Farbmoleküle sich lösen.
Wiederholungen: Wiederholte Anwendungen intensivieren die Färbung und führen zu einer längeren Haltbarkeit.
Weiße und graue Haare: Weiße Haare lassen sich nur zu ungefähr 30 bis 35 Prozent abdecken.(2) Die Haare erhalten also – je nach Farbstoff, Einwirkzeit und Zustand der Haare oft nur einen farbigen Schimmer. Das hat auch einen Vorteil: Es gibt weniger harte Übergänge zwischen gefärbtem und nachgewachsenem Haar.
Welches Ergebnis? Welche Farbe die Haare letztlich annehmen, hängt stark von der eigenen Haarfarbe ab. Das Ergebnis ist eine Mischung aus der eigenen Haarfarbe und dem braunen Farbton des Kaffees.
Geruch: Kaffee enthält viele Duftstoffe. Kaffeegenießer wissen das. Wenn die Haare nach dem Tönen nicht mit Shampoo, sondern nur mit Wasser gewaschen werden, bleiben Duftstoffe im Haar und die Haare nehmen für einige Zeit einen herben Kaffeegeruch an. Das kann man mögen oder auch nicht.
Auch genießen: Kaffee, den man sich in die Haare schmiert, kann man nicht mehr trinken! Wenn du Kaffeefan bist, achte also auf die nötigen Reserven ;-)
Endlich kann es losgehen! Hier findest du eine kurze Beschreibung, wie das Haare färben mit Kaffee bei uns geklappt hat:
1. Hilfsmittel: Als erstes haben wir alle nötigen Hilfsmittel bereitgestellt.
2. Kaffeepaste anrühren: Der fein gemahlene Kaffee wird mit ca. 70°C warmem Wasser zu einer cremigen Paste angerührt, die sich gut mit einem Pinsel im Haar verteilen lässt. Ist die Paste zu flüssig, bedankt sich der Fußboden für die Kaffeedusche, ist sie zu fest, lässt sie sich nicht gut auftragen. Behalte genügend Kaffee und Wasser in Reserve. Während dem Anstreichen der Haare ändert sich wahrscheinlich die Konsistenz der Kaffeepaste. Dann fügst du einfach Wasser oder Kaffeepulver oder auch etwas Kaffeesud nach, bis die Masse wieder cremig ist.
3. Schutzkleidung: Nun heißt es, die „Schutzkleidung“ anzuziehen und bei Bedarf den Boden mit einer Unterlage zu bedecken.
4. Haarsträhnen anpinseln: Wir haben die oberen Haarschichten zunächst mit Haarklammern hochgesteckt und mit dem Färben der unteren Haarschichten begonnen. Logisch. Wenn du gleich die oberen Haarschichten mit Kaffeemasse beschmierst, kommst du nur noch schwer zu den darunter liegenden Haaren. Die bleiben dann zum Teil ungefärbt. Also: Hochstecken und die unteren Haare mit einem Kamm in schmale Strähnen trennen und vom Ansatz bis zu den Spitzen mit Kaffeepaste anpinseln. Wir haben die Haare vorher nicht nass gemacht, sondern die Feuchtigkeit der Kaffeepaste genutzt.
5. Duschhaube aufsetzen: Wenn alle Haare ordentlich angeschmiert sind, können sie mit einer Duschhaube, einer Frischhaltefolie oder einer Plastiktüte (in Österreich: „Plastiksackerl“) abgedeckt werden.
6. Einwirken lassen: Nun heißt es warten. Wir haben den Kaffee ca. 30 bis 40 Minuten einwirken lassen. Die Einwirkzeit beginnt, sobald alle Haare angepinselt sind. Wärme ist dabei hilfreich, zB indem du ein Handtuch, wie einen Turban, um den Kopf wickelst.
7. Abwaschen: Zum Schluss wird die Kaffeepaste aus den Haaren gewaschen. Am besten zunächst mit Hilfe einer Wäschewanne, eines Kübels oder einer großen Schüssel, damit die Abflussrohre nicht verstopfen. Wir haben den Kaffee nur mit warmem Wasser ausgewaschen. Unter der Dusche lassen abschließend sich die letzten Rückstände auswaschen. Wenn du den herben Kaffeegeruch in den Haaren nicht magst, kannst du zusätzlich Shampoo verwenden.
Und das Ergebnis? Das hängt vom Haartyp, der Ausgangsfarbe und der Einwirkzeit ab und der Duft von der Marke des Kaffees ;-) In unserem Praxistest war eine schöne Färbung erkennbar. |
Viel Spaß und Erfolg beim Tönen deiner Haare mit Kaffee!
Quellennachweis:
(1) Buhmann ua, „Haut und Haare – Friseurfachkunde“, 8.Auflage, S.282.
(2) Jany ua, „Friseurfachkunde“, 6.Auflage, 211.
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