Haarzyklus: Phasen und Dauer einfach erklärt

Haare wachsen im Monat einen bis zwei Zentimeter. Warum können wir dann nicht nach ein paar Jahren wie Rapunzel unsere Mähne über eine Turmmauer nach unten lassen? Schuld ist der Haarzyklus…

Von den unzähligen Haaren, die am Kopf wachsen, fallen jeden Tag mehrere Dutzend aus. Meistens sammeln sie sich in der Haarbürste oder beim Haare waschen im Waschbecken und lassen gelegentlich Gedanken über eine bevorstehende Glatze aufkommen. Kaum bemerkt wachsen inzwischen aber wieder neue Haare nach. 

Es ist wie auf einer stark frequentierten Straße – ein ständiges Kommen und Gehen. Komplette Ruhe bzw Leere herrscht im Normalfall nie.

Insgesamt vollzieht sich der Haarwechsel in drei Phasen (1):

Was passiert in der Wachstumsphase? Im unteren Teil eines Haares - der Haarmatrix – werden ständig neue Zellen gebildet, die dafür sorgen, dass das Haar wächst. Das Haar ist mit der Haarpapille verbunden, einem „Zapfen“ aus Bindegewebe, feinen Blutgefäßen und Nervenfasern und wird über die Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt („Papillarhaar“). (2) 

Tipp: Interessiert dich der Aufbau der Haare näher, findest du hier die wichtigsten Informationen.

Wachstumsphase Dauer: Diese Phase dauert beim Kopfhaar zwei bis sechs Jahre. Würden die Haare in dieser Zeit nie geschnitten werden, könnten sie also über einen Meter lang werden. Weil die individuelle genetische Veranlagung Abweichungen von den beschriebenen Durchschnittswerten erlaubt, sind bei manchen Menschen auch noch längere Haare möglich.

Wie viele Haare befinden sich in der Wachstumsphase? Insgesamt befinden sich 80 bis 90 Prozent aller Haare in der Wachstumsphase.

Manchmal wird die Wachstumsphase noch in eine „proanagene“ und eine „metanagene“ Phase unterteilt.

• Die proanagene Phase ist durch eine starke Vermehrung der Zellen in der Haarwurzel und den Beginn der Differenzierung gekennzeichnet.

• In der metanagenen Phase erscheint das Haar schließlich erstmals an der Oberfläche der Haut (3). 

An die Wachstumsphase schließt eine Übergangsphase hin zur Ruhephase an.

Übergangsphase Dauer: Sie dauert zwei bis vier Wochen. In dieser Zeit reduziert sich die Größe der Haarwurzel – Papille und Follikel (Hautausbuchtung, aus der das Haar wächst) bilden sich zurück (4).

Wie viele Haare befinden sich in der Übergangsphase? Der Anteil der Haare in dieser Phase beträgt wenige Prozent. 

Was passiert in der Ruhephase? Schließlich löst sich das Haar von der Papille. Das Haar gewinnt nicht mehr an Länge. Es ruht als losgelöstes „Kolbenhaar“ im Follikel (2). Das Kolbenhaar wird in dieser Zeit oft durch mechanische Einwirkung (Kämmen oder Waschen) aus dem Follikel gezogen. Andernfalls wird es irgendwann durch das neu nachwachsende Haar aus dem Follikel geschoben.

Ruhephase Dauer: Die Ruhephase kann unterschiedlich lang sein und wenige Wochen bis hin zu mehreren Monaten betragen.

Wie viele Haare befinden sich in der Ruhephase? Der Anteil der Haare in der Ruhephase beträgt 10 bis 20 Prozent. (3)

Bei anderen Körperhaaren, wie beispielsweise den Wimpern, verläuft der Haarzyklus (auch „Haarkreislauf“) in einer abweichenden Zeitspanne.