12.01.2020
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von: Michaela (beschäftigt sich seit Jahren professionell mit dem Thema "Haare"). Herstellerunabhängig + alle Geräte selbst gekauft! |
Wir alle brauchen zwischendurch Abwechslung. Anstelle der eigentlich glatten Haare sollen Locken her. Umgekehrt sehnen sich viele Lockenköpfe nach glatten Haaren. Glätteisen und Lockenstäbe helfen dabei. Die intensive Hitze bändigt sogar widerspenstige Haare. Zuviel Hitze kann aber bekanntlich den Haaren schaden…
Kaputte Haare durch Glätteisen oder Lockenstab? Wenn du dir öfters die Haare mit dem Lockenstab oder Glätteisen formst, bist du vielleicht verunsichert. Zwar sorgen beide Geräte mit etwas Übung für schöne Ergebnisse, wahrscheinlich hast du aber auch schon davon gehört, dass sich Anwender(innen) damit die Haare ruiniert haben.
Sind Lockenstab und Glätteisen schädlich? Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche Glätteisen und Lockenstäbe an unterschiedlichen Haartypen getestet und gehen diesmal der Frage nach, ob bzw wann diese Geräte das Haar schädigen. Außerdem verraten wir, worauf wir beim Umgang mit den Geräten achten, um die Haare möglichst zu schonen.
Hitze macht die Haare glatt oder lockig: Hitze macht die Haare formbar, indem den Haaren Feuchtigkeit entzogen wird. Vereinfacht und unwissenschaftlich beschrieben, sind die Moleküle in unseren Haaren wie winzige Wendeltreppen aufgebaut, die in Längsrichtung der Haare liegen. Zwischen diesen Wendeltreppen und „von Stockwerk zu Stockwerk“ einer Wendeltreppe gibt es Brücken, die für Halt sorgen. Einige dieser Brücken sind aber sehr instabil, die sogenannten „Wasserstoffbrücken“. Sie verschwinden bei Feuchtigkeit und entstehen wieder, wenn das Haar trocknet. Nasses Haar wird dadurch formbar.
Nur trockene Haare stylen: Beim Stylen mit dem Glätteisen oder Lockenstab nutzen wir diesen Effekt. Auch trockenes Haar enthält Feuchtigkeit und die reicht für die Arbeit mit einem Lockenstab oder Glätteisen völlig aus. Wir geben dem Haar mit dem Glätteisen oder Lockenstab die gewünschte Form, entziehen gleichzeitig Feuchtigkeit und dadurch entstehen neue Wasserstoffbrücken, die das Haar in der gewünschten Form stabilisieren. Beim Blick in den Spiegel kann man manchmal sogar sehen, wie beim Kontakt mit dem heißen Glätteisen oder Lockenstab die Feuchtigkeit aus den Haaren verdampft.
Auch die natürliche Luftfeuchtigkeit zerstört die Frisur: Leider hält das Ergebnis nur bis zum nächsten Kontakt mit Wasser, denn dann lösen sich die Brücken wieder. Dafür ist gar keine Haarwäsche nötig. Schon die natürliche Luftfeuchtigkeit löst mehr und mehr Brücken auf und die Haare nehmen allmählich wieder ihre natürliche Form an.
Zuviel Hitze schädigt auf Dauer die Haare: Wenn die Haare zu lange intensiver Hitze ausgesetzt sind und zu viel Feuchtigkeit verlieren, trocknen sie aus. Die äußere Schuppenschicht öffnet sich. Das kann man sich wie bei einem Tannenzapfen vorstellen. Das Licht wird nicht mehr so gut reflektiert und die Haare wirken glanzlos und kaputt. Im Extremfall können die Haare sogar so austrocknen, dass sie abbrechen.
Hitze durchdringt dünne Haare schneller und trocknet sie rascher aus als dicke Haare. Sind die Haare durch Färben und ähnliche Behandlungen schon strapaziert, vertragen sie ebenfalls weniger Hitze, als „gesunde“ Haare.
Wie viel Hitze die Haare abbekommen, hängt
Hersteller geben nur pauschale Empfehlungen: Viele Hersteller geben in Bedienungsanleitungen Empfehlungen. So schreibt ein Hersteller zu seinem Glätteisen, dass die Temperaturen
Diese Temperaturen gelten für den Fall, dass man das Glätteisen „binnen max. 5 Sekunden“ in einer konstanten Bewegung vom Haaransatz bis zu den Haarspitzen führt.
Die Hersteller können natürlich nur pauschale Empfehlungen geben. Wir haben uns von allen getesteten Lockenstäben und Glätteisen die Bedienungsanleitungen angesehen. Die Angaben sind zum Teil sehr unterschiedlich.
So viel Hitze wie nötig, so wenig wie möglich: Die „optimale“ Hitze für deine Haare findest du also am besten selbst. Dabei gilt das Motto „so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Nur trockene Haare glätten: Wir haben schon erwähnt, dass die Haare beim Stylen mit einem Glätteisen oder Lockenstab nicht feucht sein dürfen. Trockene Haare enthalten noch genügend Feuchtigkeit. Nasse Haare sind viel empfindlicher. Es kann auch sein, dass sich die Haare bei zu viel Restfeuchtigkeit nicht gut formen lassen. Das kann beispielsweise passieren, wenn du gleich nach der Haarwäsche und dem Trocknen der Haare mit dem Stylen loslegst. Besser ist es beispielsweise, am Abend die Haare zu waschen und am Morgen zu Stylen.
Hitzeschutz nicht vergessen! Bei intensiver Hitze kann ein gutes Hitzeschutzspray die äußere Schicht der Haare schützen. Wir lassen das Spray immer kurz eintrocknen. Du weißt schon … zu viel Feuchtigkeit bedeutet schlechte Haltbarkeit ;-)
Glätteisen nicht zu fest zusammen drücken: Bei einem Glätteisen spielt die mechanische Beanspruchung eine etwas größere Rolle als bei einem Lockenstab, denn beim Glätteisen werden die Haare zwischen zwei Heizplatten durchgezogen, während sie beim Lockenstab nur aufgewickelt werden.
Glätteisen regelmäßig reinigen: Die meisten Glätteisen und Lockenstäbe haben mittlerweile eine sehr gute Beschichtung, von der die äußere Schuppenschicht der Haare nur noch wenig beansprucht wird. Vor allem beim Glätteisen rentiert es sich, Ablagerungen an den Rändern öfters zu entfernen, damit die Haare beim Durchziehen nicht von eingetrockneten, harten Rückständen aufgeraut werden.
Konstante Hitze und gleichmäßige Wärmeverteilung: Wir haben es schon in vielen Blogartikeln erwähnt - ein gutes Heizelement ist das „Herz“ jedes Glätteisens und Lockenstabs. Es sorgt nicht nur für rasches Aufheizen, sondern auch für konstante Hitze und eine gute Wärmeverteilung über die gesamte Heizfläche hinweg.
Ungleichmäßiges Ergebnis durch schwankende Temperaturen: Schwanken die Temperaturen oder bleiben Teile der Heizfläche kühler als andere, wirkt sich das nicht nur negativ auf das Ergebnis aus, es verleitet auch dazu, die Temperaturen weiter zu steigern, bis das Ergebnis passt. Dadurch bekommen die Haare an manchen Stellen mehr Hitze ab als nötig. Im schlimmsten Fall heizt ein schlechtes Heizelement immer weiter auf, über die am Gerät oder vom Hersteller angegebene Temperatur hinaus. Wir hatten in unseren Tests zwar noch keinen Lockenstab, aber ein Glätteisen, bei dem das der Fall war.
Rasches Aufheizen binnen 1 Minute? Viele Hersteller geben an, dass manche Glätteisen und Lockenstäbe bereits nach einer Minute die eingestellte Temperatur erreichen. Tatsächlich heizen viele Testmodelle rasch über 100°C hinauf. Trotzdem dauert es oft zwei oder drei Minuten, bis die Hitze dann konstant auf dem eingestellten Wert bleibt. Es macht also Sinn, nach dem Einschalten des Geräts drei Minuten zu warten. Sonst passt das Ergebnis bei den ersten Haarsträhnen nicht und man ist verleitet, die Temperaturen zu erhöhen.
Glätteisen richtig anwenden:
Lockenstab richtig anwenden: Bei Lockenstäben gibt es verschiedene Wickeltechniken. Weil die Haarspitzen besonders empfindlich sind, zu Spliss neigen und deshalb weniger Hitze vertragen, beginnen wir vor allem bei längeren Haaren mit dem Aufwickeln immer am Haaransatz bzw ab dem Punkt der Haarsträhne, wo die Locken anfangen sollen.
Mehr Infos: "Lockenstab Anwendung", "Lockenstab mit Klemme benutzen"
Haare pflegen: Natürlich brauchen die Haare nach der Belastung mit intensiver Hitze ausreichend Feuchtigkeit. Wie wir aber wissen, sorgt Feuchtigkeit dafür, dass die Haare wieder ihre natürliche Form annehmen. Es wäre also kontraproduktiv, gleich nach dem Stylen für Feuchtigkeit zu sorgen. Außerdem nehmen die Haare automatisch Feuchtigkeit aus der Luft auf, sie sind „hygroskopisch“.
Elektrostatische Aufladung verhindern: Ionen reduzieren die elektrostatische Aufladung in den Haaren. Das macht unserer Meinung nach bei Glätteisen, wo die Haare durch das Gerät gezogen werden, mehr Sinn als bei Lockenstäben.
Weitere positive Wirkungen sind strittig: Den kleinen Teilchen werden weitere sagenhafte Wirkungen zugesprochen. Sie sollen die Haare vor dem Austrocknen bewahren und für glänzende, gesunde Haare sorgen. Diese Wirkungen sind aber mehr als umstritten.
Oft muss die Frisur nur für wenige Stunden halten, beispielsweise für eine Feier oder eine Party. Bei vielen Haartypen reichen in diesem Fall zwischendurch weniger heiße Geräte für das Styling aus, beispielsweise eine Warmluftbürste (zum Warmluftbürste Test).
Haare kaputt: Zu häufiges Glätten mit zu intensiver Hitze schädigt die Haarstruktur. Die äußere Schuppenschicht bricht auf. Das Haar trocknet aus, wirkt glanzlos und kann im Extremfall sogar brechen. Poröses Haar kann zwar nicht mehr repariert, die Schäden aber gemildert werden. Spezielle Spülungen, Haarkuren oder Packungen füllen die Hohlräume auf. Die Haare werden vorübergehend wieder geschmeidig.
Spitzen kaputt: Leidet dein Haar unter Spliss, hilft nur das Schneiden der Spitzen oder ein Splissschnitt.
Glätteisen nicht schädlich: Jedes Glätteisen arbeitet mit Hitze und die belastet auf Dauer das Haar. Die Belastung ist aber nicht bei jedem Glätteisen gleich hoch (siehe oben Punkt 2.5 & 2.6).
Unser Glätteisen Tipp: Ein schonendes Glätteisen ist beispielsweise das Braun ST780* (zum Testbericht). Es arbeitet mit einem Sensor, der die Feuchtigkeit im Haar kontrolliert und die Temperatur automatisch haarschonend anpasst. Das Glätteisen gibt über das Display hilfreiche Hinweise zur richtigen Stylinggeschwindigkeit. Es speichert auch die wichtigsten Daten zum Haartyp. Die Temperaturen können auch manuell eingestellt werden und beginnen bei haarschonenden 120°C (bis 200°C).
Infrarotstrahlung Wirkung: Infrarot-Strahlen sind ein Teil der natürlichen Sonnenstrahlung. Der Körper nimmt die Energie der IR-Strahlung auf, Moleküle werden in Schwingungen versetzt und dadurch entsteht Wärme. Je nach Wellenlänge wird zwischen kurzwelliger Infrarot-A-Strahlung sowie Infrarot-B-Strahlung und Infrarot-C-Strahlung unterschieden. Die Infrarot A Strahlung dringt tiefer in die Haut ein. Einige Studien deuten darauf hin, dass dies die Hautalterung beschleunigt.(1)
Infrarot Glätteisen & Lockenstab: Bei einem Infrarot-Glätteisen oder Infrarot-Lockenstab wird auch das Haar nach diesem Prinzip erwärmt. Die Hersteller werben damit, dass weniger Hitze erforderlich ist und die Haare schonender geformt werden können, weil das Haar durch die Tiefenwärme "von innen heraus" erwärmt wird. Das soll die äußere Schuppenschicht der Haare schonen. Beispielsweise nutzt das Golden Curl Glätteisen GL829* (zum Testbericht) laut Hersteller die Infrarot-Technologie.
Infrarot Glätteisen / Infrarot Lockenstab schädlich: Haare sind bekanntlich totes Gewebe. Eine Schädigung der Haare durch Infrarot-Technologie kann aber wie bei jedem Glätteisen oder Lockenstab in Form von Hitzeschäden auftreten. Zu viel Hitze kann die Haare austrocknen, im schlimmsten Fall bis sie abbrechen.
Weitere Tipps: Infrarot Glätteisen
Zuviel Hitze ist schädlich: Sowohl Glätteisen als auch Lockenstäbe arbeiten mit Hitze und die kann bekanntlich die Haare schädigen. Beide Geräte können also schädlich für die Haare sein. Stellt sich die Frage, ob eines der Geräte mehr Hitze braucht und deshalb schädlicher ist.
Zuviel mechanische Beanspruchung ist schädlich: Die Haare können aber nicht nur durch Hitze, sondern auch durch mechanische Beanspruchung geschädigt werden.
"Das kommt darauf an": Ein guter Jurist würde antworten: "Das kommt darauf an..." und würde sein Gegenüber mit einer Reihe von Gegenfragen bombardieren: "Wie dick sind die Haare? Wie hoch ist die Temperatur des Glätteisens? Wie schnell werden die Haarsträhnen durchgezogen? Wie gut ist die Qualität des Glätteisens? Wird ein Hitzeschutzspray verwendet? ..." ;-)
Jede Haarpracht ist anders: Bei so vielen Gegenfragen kann man natürlich verzweifeln! Zum Glück kennen wir aber unsere Haare von Geburt an und können normalerweise ganz gut beurteilen, wie es um die eigene Haarpracht bestellt ist. Wirken die Haare im Spiegel matt und glanzlos und fühlen sich trocken und frizzig an oder leiden unter Spliss, dann wird es Zeit, ihnen eine Pause vom Glätteisen zu gönnen.
Mehr Infos: "Glatte Haare ohne Glätteisen", "Frisuren Ideen: einfach zum Nachmachen"
"Fliegende Haare" verhindern: Ein gutes Ionen Glätteisen verhindert elektrostatisch aufgeladene Haare. Ein Ionen-Generator reichert die Luft mit negativ geladenene Ionen an. Diese neutralisieren die positiv geladenen Teilchen, die für die elektrostatische Aufladung der Haare sorgen.
Ionen Glätteisen schädlich? Ob von der Menge negativ geladener Ionen, die ein Föhn oder Glätteisen erzeugt, auch gesundheitliche Risiken ausgehen, ist wohl noch nicht restlos wissenschaftlich geklärt. Einerseits ist bei "Ionisatoren" von freien Radikalen und der Bildung von Ozon die Rede (2), andererseits wird kontrovers über mögliche positive Wirkungen geringer Mengen negativer Luftionen diskutiert.(3)
Weitere Tipps: Ionen Glätteisen
Glatte Oberfläche und gute Wärmeverteilung: Gute Keramik Glätteisen zeichnen sich durch eine glatte Oberfläche aus, was die äußere Schuppenschicht der Haare beim Durchziehen der Strähnen zwischen den Heizplatten schonen soll. Außerdem unterstützt eine Keramikbeschichtung das Heizelement bei der gleichmäßigen Wärmeverteilung. Das sorgt nicht nur für schöne Ergebnisse, sondern schont in gewisser Weise auch die Haare. Bleiben nämlich Teile der Haarsträhne wegen einer schlechten Wärmeverteilung gewellt, muss die Strähne nochmal durch das Glätteisen oder es wird die Temperatur erhöht, was die Haare an den heißen Stellen der Heizfläche unnötig belastet.
Keramik Glätteisen schädlich? Natürlich wirkt auch bei einem Glätteisen mit Keramik Hitze auf das Haar ein. So gesehen kann ein Keramik Glätteisen wie jedes andere Glätteisen schädlich für die Haare sein.
Nur trockene Haare glätten: Die Haare werden durch den Entzug von Feuchtigkeit formbar gemacht. Dazu reicht aber die natürliche Feuchtigkeit in trockenen Haaren völlig aus.
Nasse Haare glätten - warum schädlich? Bleiben die Haare zu feucht, lassen sich keine schönen Resultate mit dem Glätteisen erzielen. Man müsste die feuchten Haare also mit dem Glätteisen bis zum idealen Punkt trocknen. Bei intensiver Hitze ist dieser Prozess aber nur schwer kontrollierbar. Sind die Haare in einem Moment noch zu nass für schöne Ergebnisse, trocknen sie im nächsten Moment völlig aus und werden unter Umständen geschädigt.
Das kann man sich bildhaft wie bei einem Schnitzel vorstellen, das bei sehr hoher Hitze in einer heißen Pfanne liegt. Zunächst passiert nichts und binnen kurzer Zeit verkohlt das Schnitzel an manchen Stellen.
Viel Spaß und gutes Gelingen beim Haarestylen!
Fußnoten:
(1) https://www.bfs.de/DE/themen/opt/ir/wirkung/wirkung.html
(2) https://www.chemie.de/lexikon/Ionisator.html
(3) https://sciencev1.orf.at/news/123958.html
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